«Klänge des Verschweigens»
ist ein historisches Dokumentarprojekt mit den Schwerpunkten:
- Musik der Zwanziger und Dreißiger Jahre
- Musik im Konzentrationslager
- Homosexuellenverfolgung
- NS-Verbrechen
- Verdrängung der Nazi-Vergangenheit in Deutschland
Diese Themen werden am Beispiel eines Musikers und seiner Familie mit ihren speziellen Bewältigungsformen betrachtet.
Im Mittelpunkt des Projektes steht die Biographie des Sängers und Pianisten Wilhelm Heckmann. Er war ausgebildeter Konzertsänger und trat seit 1923 bis in die Sechziger Jahre hin in ganz Deutschland und der Schweiz auf. In seiner eigenen Familie wurde er allerdings als das „schwarze Schaf“ behandelt.
Ausgebildet als Konzertsänger („Lyrischer Tenor“) und Pianist hatte er ein breites Repertoire anspruchsvoller Arien, Chansons und romantischer Lieder bis zur Unterhaltungsmusik aus den UFA-Filmen und populären Schlagern. (› Audio)
Mit der Gleichschaltung durch die NS-Kulturpolitik und parallel zur Ausgrenzung „entarteter Musik“ zeigten die NS-Kulturpolitiker Sympathie für seine Musik und förderten ihn – z.B. mit Hilfe des NS-Kampfblattes „Das Deutsche Podium“.
Seine bisexuelle Orientierung wurde ihm in der Zeit der verschärften Homosexuellenverfolgung (1936 + 1937) zum Verhängnis. Nach Denunziation und Verhaftung wurde er (unter bisher ungeklärten Umständen) 1937 ins KZ – Dachau deportiert, später von da ins KZ Mauthausen. Trotz der extrem harten Umstände (langjährige Arbeit im Steinbruch, Bunkerhaft, Rosa-Winkel-Kennzeichnung) konnte er bis zum Kriegsende und der Befreiung überleben. Vermutlich hat seine besondere Musikalität sein Leben gerettet, als Musiker eines Lagertrios und späterer Mitwirkender des Gefangenenorchesters wurde er als Funktionshäftling behandelt und hat leichtere Aufgaben übertragen bekommen.
Der Initiator des Projektes und Autor des Dokumentarfilms, Klaus Stanjek, ist der Neffe von Willi Heckmann. In seiner Familie regierte das Gesetz des Schweigens. Eine Reihe von Familiendynamiken verhinderten bis zu Heckmanns 90. Geburtstag das offene Gespräch über sein Schicksal – unter anderem wegen der (lange verborgenen) Parteinahme der Mutter für die Nationalsozialisten.
Das Projekt hat das Ziel, Materialien, Fakten und Hintergründe bereitzustellen in Form dieser Webdokumentation, einer Informationsbroschüre, möglicher Ausstellungen und eines Dokumentarfilms. Weitere Forschungsarbeiten können hier auf Dokumente, Originalquellen, Fotos und Texte zugreifen.
Die Materialien stehen hier für Projekte der Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit, für Bildungsprojekte in der Jugend- und Erwachsenenbildung, für LGBT-Aktivitäten und für Interessenten an Musikgeschichte zur Verfügung.
Wegen der schwierigen und unvollständigen Finanzierung des Projektes sind wir über jede Form von Unterstützung dankbar.
Die nicht-kommerzielle Verwendung der Materialien erfolgt nach Creative-Commons-Regeln.
Pressefotos finden sich hier und hier. Weitere Informationen und Termine gibt es hier.